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Aufführung, Gettorf, STW*23
"Die Bücherdiebin hatte zum ersten Mal zugeschlagen. Es war der Beginn einer außergewöhnlichen Karriere."
- geschrieben von Mathis Nicolaus Schwormstede -
Eigentlich ist es nur eine kleine Geschichte von einem kleinen Mädchen, sie beginnt 1938 – und wird vom Tod erzählt.
Es ist eine Zeit der Unterdrückung. Die äußere, aber auch die innere Freiheit steht auf dem Spiel.
Weil ihre Eltern Kommunisten sind, verliert Liesel sie bald an den nationalsozialistischen Terror und kommt zu Hans und Rosa Hubermann, ihren neuen Eltern. Sie freundet sich mit Rudi Steiner einem Jungen mit zitronengelbem Haar aus der Hitlerjugend an und zusammen machen sie sich die Welt ein wenig erträglicher.
Liesel liebt Worte – Worte die in Büchern stehen. Doch Bücher werden zu dieser Zeit gerne auch mal verbrannt, vor allem wenn sie von Juden geschrieben werden. Aber was noch nicht verbrannt ist, kann man ja immer noch stehlen… und dann ist da plötzlich Max Vandenburg, ein jüdischer Schriftsteller auf der Flucht, den die Hubermanns heimlich bei sich im Keller aufnehmen und der Liesels liebe zu Worten teilt...
Die Spielerinnen aus der Theater-AG der Isarnwohld-Schule Gettorf haben sich zusammen mit ihrer Leiterin Paulina Plehwe der schwierigen Aufgabe betraut, eine Geschichte über die düsterste Zeit moderner Deutschland-Geschichte auf die Bühne zu bringen. Obwohl der Hitlergruß und auch ein Hakenkreuz einmal zu sehen sind, die verbotene Strophe aus der National-Hymne erklingt und mehrere antisemitische Parolen fallen bzw. im Bühnenbild wiederzufinden sind, war der Umgang der Darstellerinnen mit einem kritischen Thema wie der Judenverfolgung des Nazi-Regimes äußerst taktvoll und es war wahrzunehmen, wie ernst sie es nahmen, um es auch anderen Schüler*innen näherzubringen.
Das mag unter anderem daran liegen, dass die Schülerinnen in der 7ten und 8ten Klasse waren, als sie mit der Arbeit am Stück begannen und sie nun bereits in der Oberstufe sind (durch Corona wurde die Stückarbeit erschwert). Sie konnten also an und mit dem Stück wachsen, sich über einen langen Zeitraum tiefgründig damit beschäftigt.
Die relativ kleine Gruppe arbeitete minimalistisch mit Würfeln, die Möbel, Sprechpulte, oder eine Synagoge darstellten, mit einzelnen Kostümteilen wie braunen Hemden für die HJ und bunten Tüchern, in die sich die Darstellerinnen hüllten, um den Tod darzustellen. Dieser, als der Erzähler, wurde insgesamt von allen Darstellerinnen gesprochen – immer von denen die gerade keine andere Rolle in einer Szene hatten – um zu zeigen, dass der Tod viele Gesichter hat.
Durch klare Bilder, das Hervorheben der Emotionen einzelner Figuren und auch durch die berührende Musik, wie das zu Beginn und Schluss erklingende und zum hier dargestellten Tod passende „Du bettest die Toten“ vom Monatslied Projekt, erzählt dieses Ensemble die berührende Geschichte einer beständig Überlebenden, einer Expertin im Zurückbleiben.
- geschrieben von Mathis Nicolaus Schwormstede -