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Aufführung, LFS, STW*23
"Ich bin bunt!" Und du?
Über das Verschiedene, das wir alle gemeinsam haben.
- geschrieben von Mathis Nicolaus Schwormstede -
In der Klasse soll zu ihrem Abschluss eine Zeitung entstehen und wie es sich gehört auch ein Ranking mit Rollenzuschreibungen wie z.B. Beautyqueen, Streberin, Gossip Girl oder Super Sportler dazu – nur sorgt dies bei den Schüler:innen schnell für Spannungen und inneren Druck. Bald steht wie man sich selbst definiert und von Herzen auslebt im Konflikt mit den Titeln, die andere einem geben. Wie können andere eine Meinung von mir haben, wo sie mich doch gar nicht wirklich kennen?
Bei „Ich bin bunt!“ waren Spieler:innen des Theaterkurses vom LSF aktiv an der Entstehung des Stückes, von der Ideenfindung, über Rollengestaltung bis hin zum Skript aktiv mitbeteiligt. Ihre Wünsche wurden hierbei von Martina Müller-Korn und ihrem Team während der Erarbeitung über Wochenend-Intensivkurse sehr ernst genommen – so war es den Teilnehmenden vorrangig sehr wichtig im Stück keine Menschen mit Sehbehinderung darzustellen, damit der Fokus des Verschiedenen wie des Gemeinsamen auf gänzlich anderen Dingen als auf einer körperlichen Beeinträchtigung liegen konnte.
Im Zentrum der Handlung stehen Sam, die Sprayerin, die insgeheim in Manga-Art aufgeht, Alice, die mit ihrer Tanzgruppe, einer grünen Jugendpartei und Nähen als ihre größte Leidenschaft an einem Überfluss an Freizeitaktivitäten leidet und Kim, die mit ihrem Account-Namen Celia die Gruppe der schwarzen Löwen in einem Online-Rollenspiel anführt und sich am meisten in der Klasse zurückzieht, weshalb sie später auch als "Ghost" bezeichnet wird, da ihre Mitschüler:innen denken, sie hätte nichts zu sagen und wäre gänzlich uninteressant.
Das Bühnenbild wurde hierbei mit Würfeln, Trennwänden, Manga- und Graffiti Bildern unmissverständlich dargestellt und es wurden kleinere bis ganze Kostüme verwendet. Optische Highlight-Szenen waren z.B. das Online-Game, bei dem Kim zunächst links und dann nach dem einloggen rechts von einer Trennwand bei den anderen Spielfiguren steht, die Convention, bei der Alice als maskierte Wettbewerbssiegerin auf einer kleinen Bühne mit dem Model, das ihren Kimono trägt, steht und die Schluss-Szene:
Am Ende des Stückes werden die Vorurteile und Gerüchte so heftig, dass die drei Hauptfiguren ausgegrenzt vorne im Bild sitzen, während die restliche Klasse um sie her steht und sie beschimpft - doch sie halten dagegen und bleiben sie selbst, während nach und nach ein:e Schüler:in nach der anderen ebenfalls nach vorne tritt und schließlich auch anerkennt, individuell zu sein - bis alle vorne stehen. Schlussworte: "Ich bin bunt! Und du?"
Das Ensemble zeigte uns mit einfachen Mitteln, wie verschiedenen wir Menschen sein können und wie wichtig es ist, dieser Verschiedenheit in uns aber auch in anderen mit Toleranz zu begegnen - eine Toleranz die von den Darsteller:innen ganz klar gelebt wird. Martina Müller-Korn verriet uns passend dazu, dass es von Seiten ihres Teams den Vorschlag gab, für das Stück eine tatsächliche Abschlusszeitung mit Ranking als Programmheft zu erstellen - quasi als ironisches Manöver - doch die Gruppe war vehement dagegen und sagte "Das macht man so nicht mehr!", anscheinend nicht mal im Spaß.